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Baltic
Vokietia..........Vaacija...........Saksa
Unterwegs

1. August 2000
Warum fährt die Fähre erst so spät und warum soll man schon drei Stunden vor dem Ablegen einchecken? Anruf bei der Gesellschaft: 2 Stunden vorher geht auch, aber dann.....wenn dann ein LKW auf der Warteliste steht, dann nehmen wir eben den mit. Also noch Rosen geschnitten, Rasenkanten abgestochen, Reiselektüre zusammengestellt....
Auto gepackt, hier und da noch sauber gemacht. Dann bei bestem Wetter los. An der Abfertigung stellt sich heraus, daß die grüne Karte nicht dabei ist. Zum Glück wohnen wir ja nicht so weit weg und die Karte kann noch geholt werden. Ohne Karte, so stellt sich heraus, hätten wir auch fahren können. Dann allerdings hätte man an jeder Grenze eine Versicherung abschließen müssen. Sicher nicht für lau...
Nur eine Person darf im Auto sein, wenn man auf die Fähre fährt, für Beifahrer gibt es Shuttlebusse. An Bord noch einmal eine aufwendige Meldeprozedur, die Pässe müssen abgegeben werden. Man führt uns zur Kabine und wir ziehen in unser Truckerhome ein. Viel Personal für wenig Arbeit. Der Fahrer des Shuttlebusses hatte noch gesagt, dies sei das einfachste der Schiffe dieser Linie, doch die Mannschaft sei die netteste. Glauben wir. Zur Betätigung der Klospülung (außerhalb der Kabine) ist Powereinsatz gefragt. Traut man sich nicht unbedingt, denn man will ja nicht die Mechanik aus der Wand reißen.
Leider kann das Schiff nicht pünktlich ablegen, weil ein Kümo parallel am Kai liegt. Nach etwas Aufregung an Land und auf dem Kümo geht es dann los. Man kann sich fast überall frei bewegen, die zwei Autodecks sind offen und zugänglich, selbst das Vorschiff ist bis auf die Zeit der Manöver frei.
Den Abend verbringen wir mit ein paar Truckern in der Bar. Die Verständigung ist sehr mühsam - eigentlich verwunderlich, da die Trucker doch ständig im Ausland sind. Mit der Karte erläutern wir unsere Route, sie wird als sehr gut gewertet. Wir lernen eine litauische Spezialität kennen: in Öl und Knoblauch gebackene Brotstreifen. Schmeckt uns sehr gut! Einer der Trucker muß mit Gewalt aus der Bar gebracht werden, war wohl zu viel Balsam.

2. August 2000
Das Frühstück ist im Fahrpreis eingeschlossen. Der Kaffee ist gut, der Rest....Würst­chen zum Frühstück sind zwar üblich im Baltikum, aber nicht unbedingt unser Ding. Schon eher "Spiegel(ei)".
Leider kein Seegang und wenig zu tun auf dem Schiff, die Reiselektüre wird bearbeitet. Manganelli: Hundert Romane in Pillenform (Ein phantasieloser Herr mit einem Hang zur guten Küche begegnete sich selbst zum ersten Mal an einer Bushaltestelle.), Inge liest den neuesten Harry Potter auf englisch. So lange warten, bis es das auf deutsch gibt?
Klaipeda
Am späten Nachmittag nähern wir uns dem Hafen. Links passieren wir endlose Kaianlagen, rechts sind Dünen und Wald, die Nehrung.
Nachdem das Schiff pünktlich angelegt hat vergeht eine geraume Zeit, ohne das etwas passiert. Irgendwann erhalten wir unsere Pässe zurück. Zum Appell versammelt und namentlich aufgerufen. Schließlich fahren wir dann doch von Bord. Vierzehn PKW waren auf dem Schiff, die stehen nun in einer Schlange. Nach 45 Minuten bewegt sich etwas und nach und nach werden wir zur Paßkontrolle gewunken. Etwas weiter dann eine andere Kontrolle, wir erhalten auf einem halbierten Kassenzettel ein anderes Dokument mit offiziellem Stempel, das uns ein paar Meter weiter von einer anderen Kontrollstelle wieder abgenommen wird. Eine Mitreisende aus der Ex-DDR sagt uns später, die Beobachtung, daß man hier mit einem Lineal aus einem Papier zwei machen kann, habe bei ihr heimatliche Gefühle ausgelöst.
Dann sind wir endgültig in Litauen.
Da es im Lande praktisch keine Wegweiser gibt tasten wir uns intuitiv in Richtung Zentrum, finden einige Straßen auf unserem Stadtplan und sind schon wieder aus dem Zentrum heraus. Im zweiten Anlauf finden wir dann das Hotel Viesbutis. Tage später in Kaunas wohnen wir auch im Hotel Viesbutis und lernen langsam, daß Viesbutis eben Hotel auf litauisch heißt.
Das Einchecken geht schnell, wir haben eine geräumige Suite, toll renoviert. Naturstein auf dem Fußboden des Flurs. An der Rezeption bekommen wir einen Stadtplan für zwei Litas, wird auf die Rechnung gesetzt. Hundert Meter vom Hotel entfernt ist ein Geldautomat, er akzeptiert unsere Karte und wir haben nun etwas Geld in der Landeswährung. Im Gegensatz zum Vorjahr klappt es mit der Karte nun in allen drei Ländern, selbst in kleineren Städtchen. Es muß nur Maestro auf der Karte stehen.
Der kleine Stadtbummel, auf dem wir einige Leute treffen, die mit uns auf der Fähre waren, endet in einem Restaurant am Theaterplatz, auf dem das Ännchen von Tharau steht. Klaipeda ist nicht der absolute Bringer, doch wir wissen nun immerhin, daß die Dange nun Dane heißt. Da freut sich der DZKYC. Eigentlich gute Voraussetzungen für eine schicke Stadtgestaltung, Wasser mittendrin und rundherum. Im Kino läuft "Pek, Lola, pek!"
Als wir zum Hotel zurückkommen beschließen wir, das Auto, das auf der Straße direkt vor der Hoteltür steht, doch auf den verschließbaren, videoüberwachten Hinterhof zu fahren. Inge geht schon nach oben und ich stelle fest, daß mein Schlüssel nicht mehr paßt. Ich steige durch die Beifahrertür ein und auch der Zündschlüssel paßt nicht mehr..... es war jemand im Auto und hat versucht, es zu stehlen. Eine Kontrolle des Gepäcks zeigt, daß die gesamte Fotoausrüstung fehlt. Immerhin ungefähr 2000 bis 2500 DM Zeitwert. Die gute alte A1 und alles Zubehör. Als ich das Auto auf Spuren untersuche, erscheint eine Polizeistreife. Radebrechend verständigen wir uns, der Mann von der Rezeption kommt dazu und dolmetscht, die Polizeiwache wird über Funk gerufen. Nach zwanzig Minuten kommt ein klappernder Lada mit nur einem Scheinwerfer auf uns zu, die anderen lachen, sie wissen, daß es ein Polizeiwagen ist. Zwei in Zivil gekleidete Männer steigen aus, unterhalten sich mit den anderen, ich verstehe kein Wort. Noch mal alles erklären und die Frage, was zu tun ist. Es ist nach 23 Uhr, das Auto kann nicht gestartet werden und ich will es nun bestimmt nicht da stehen lassen. Es gelingt, einen Mechaniker zu rufen, der kommt nach einer viertel Stunde und ich staune, wie einfach und schnell ein Zündschloß ausgebaut ist. Der Mann kann Kaugummi kauen und gleichzeitig eine Maglite zwischen den Zähnen halten. Zwei Schrauben gelöst, einmal mit der Minimot gebohrt, Splintentreiber ran. Nun läßt sich das Auto mit einem Schraubendreher starten und wird auf den Hinterhof gefahren. Die Streife verabschiedet sich, der Mechaniker fährt nach Hause, mit einem Faustschlag auf die Motorhaube wird der schlafende Polizist im Innern des Lada geweckt, läßt uns einsteigen und wir fahren los. Das Auto gibt Geräusche von sich, die vermuten lassen, daß es in den nächsten Minuten durchbrechen wird. Die beiden vorn lachen herzlich über den Zustand des Wagens, sagen, dies Auto sei wirklich ökonomisch und wir erreichen tatsächlich das Revier. Das Dienstzimmer ist finster und mit Möbeln vom Sperrmüll vollgestellt. Der Beamte reckt mit Freudenschrei die Fäuste in die Luft. Er ahnt wohl, wie ich das Ambiente empfinde.
Besonders beeindrucken mich die Stromleitungen, sie sind auf dem Putz verlegt. Bei neueren Leitungen hat man Pappstreifen zu Laschen gebogen, um die Kabel gelegt und dann an der Wand festgenagelt: Kabelschellen!
Der Beamte Kunickis setzt sich vor den PC, er hat bis dahin Need for Speed 2 gespielt. Mit der Maus wird nicht das Schreibprogramm gestartet, sondern WinAmp und es ertönt Rockmusik made in USA. Bruce Springsteen. Farbtupfer an den Wänden: Pirelligirls.
Nun beginnt die Protokollaufnahme, Herr Kunickis schreibt mit dem Kugelschreiber in ein Schulheft, offenbar das Wachbuch. Er spricht kaum englisch, kein deutsch und auch keine andere mir geläufige Sprache. Mühsam wird erklärt, was wann passiert ist und was alles verschwunden ist. Für einiges muß ich Skizzen anfertigen, wie soll man sonst erklären, was ein Objektiv einer Spiegelreflexkamera ist? Als das fertig ist, wird doch Word gestartet, ein offizielles Formular erscheint auf dem Monitor. Es tut nur nicht sofort was es soll. Er schreibt aus dem Wachbuch ab, ich bekomme einen Ausdruck und den Auftrag, diesen eine Treppe tiefer abstempeln zu lassen. Ob wohl die Daten auf dem Rechner gespeichert werden, oder dient das nur dazu, mich zu beruhigen? Er sagt "Zappzarapp!" Damit und mit ein paar Worten und Gesten gibt er zu verstehen, daß Diebe normalerweise 15 Sekunden brauchen, um ein Auto zu knacken.
Eine Treppe tiefer die Wachstube mit einigen ungefähr 1,5 Quadratmeter großen Zellen. Ich erhalte meinen Stempel und mache mich zu Fuß auf den Weg zum Hotel. Dort muß ich Inge alles berichten, irgendwann schlafen wir dann ein.

3. August 2000
Frühstück in Designerambiente. Die Bedienung stellt eine Karte mit der Auswahl der Speisen und Getränke auf den Tisch und wir wählen mit Fingerzeig aus. So ist es eben, wenn man in ein Land fährt und dessen Sprache nicht gelernt hat!
Ein Büfett ergänzt das Frühstück. Kaffee jedesmal neu ordern.
Gegen zehn erscheint dann der Mechaniker wieder, bastelt am Zündschloß herum, fährt noch einmal weg und danach paßt mein Zündschlüssel wieder und auch die Fah­rertür läßt sich verschießen. Das Vergnügen kostet insgesamt ungefähr sechzig Mark - mit der Aktion in der Nacht.
Wir bezahlen den Stadtplan, der nun fünf Litas kostet (es ist jemand anderes hinter dem Tresen), lassen das Auto auf dem Hof und fahren mit dem Bus das kleine Stück bis in die Stadt. In der Mitte des alten Busses mit deutschen Aufklebern als Hinweis auf sein Vorleben sitzt eine ältere Dame auf einem Hocker und verkauft die Tickets. Der Fahrer hat ein abgeschlossenes Kompartment, dort kann er ungestört rauchen. Die entscheidende Veränderung, die Busse erfahren, wenn sie in Litauen eingesetzt werden ist, daß sie Stoffvorhänge verpaßt bekommen. Gern in dunkelrot oder tiefblau. Die Tickets werden in eine Art Locher gesteckt und durch Zusammenpressen des Teils entwertet. Das eigentliche Transportmittel in Litauen sind Sammeltaxis, sie fahren zum Teil auf festen Touren und halten bei Bedarf.
Wir entdecken einen Markt und inspizieren das Warenangebot und die Preise. In der Stadt schauen wir in Fotogeschäfte und überlegen, wo wohl meine Kamera verkauft werden könnte. Es gibt in Klaipeda kein Geschäft, in dem das offen möglich wäre.
Mit einer Personenfähre geht es nun über den Fluß auf die Nehrung. Für ein Litas pro Person nimmt uns das großzügig mit Zement geflickte Schifflein mit.
Auf der anderen Seite machen wir eine erste Erfahrung mit einem Sammeltaxi. Das ist so billig wie der Bus und flexibler. 7 Litas ( ca. 3,50 DM) für 45 km bis Nida. Am Ende der Fahrt nimmt der Fahrer mir doch etwas zu viel Geld ab, da aber die anderen Fahrgäste protestieren kommt er hinter uns her und zahlt korrekt zurück.
Nida (Nidden) ist voller Touristen, viele sind ältere Deutsche. Es gibt ein sehr modernes Gebäude des Touristenbüros (bezahlt mit Geldern der EU) und eine neue lange Promenade (bezahlt mit Geldern der EU). Warum zahlt die EU an Staaten, die nicht Mitglied sind? Klar: Föderprogramme.
Das was Nida wohl einmal den Reiz verliehen hat wird durch die Massen etwas verdrängt, doch gibt es noch die kleinen alten Fischerhütten mit Giebelbrettern in Nidden­blau. Viele Autos stehen in den Gärten, man bevorzugt Audi 100 und ähnliche. Bloß kein altes oder kleines Auto. Das Durchschnittseinkommen im Lande liegt bei ... unter 500 DM pro Monat. Auf der Rückreise sprechen wir mit Leuten, die in Nida Einheimische genau danach gefragt haben. "Da haben sie auf ihre Füße geguckt und nichts gesagt." Deutsche Autos sind sehr populär, Japaner und Franzosen gibt es praktisch gar nicht.
Mit etwas Mühe -wegen der fehlenden Hinweisschilder- finden wir das Haus von Tomo Mano, der hier Joseph und seine Brüder geschrieben hat. Was für eine aufwendige Anreise das zu seiner Zeit gewesen sein muß!
An der Bushaltestelle steht noch unser Taxi, für 40 Litas fährt es uns nach Juodkrante (Schwarzort). Der Fahrer spricht sehr gut englisch, ist Student für Marketing und finanziert mit seinem VW-Bus sein Studium. Unterwegs hält er an und gibt uns die Möglichkeit zu einer kurzen Wanderung durch die tolle Dünenlandschaft. Die gesamte Nehrung ist schon schick. Im litauischen Teil allein über 50 km lang und an einigen Stellen nur wenige hundert Meter breit. Alles ist Naturreservat, endlose Strände, Dünen und Wälder. Schon der Geruch ist sehr angenehm. 60 Elche sollen hier noch leben.
In Juodkrante wandern wir auf einer Art Trollpfad, an dem entlang viele gewaltige aus Holz geschnitzte Trolle, Hexen und Fabelwesen stehen. Am Ende des Pfades steht eine Zweimannkapelle, Vater und Sohn als Unternehmer. Man sieht uns wohl an, wo wir herkommen und spielt ein deutsches Seemannslied. Das wird honoriert.
Im Ort werden überall Zuvis angeboten, das sind Fische, hier meistens Aal geräuchert. In Lettland heißen Fische dann Zivis. Es ist unmöglich, einen halben Aal zu bekommen. Eine Frau die gut Deutsch spricht ist schließlich bereit, einen ganzen Aal zu verkaufen (25 Litas) und die Hälfte davon als Geschenk zurückzunehmen. Wir erhalten auch ein Geschenk von ihr: eine Hand voll Bernsteinstücke. Auf der neuen Promenade (EU-Mittel) wird der Fisch gegessen, ich schaue lieber zu. Von dort geht es mit dem Sammeltaxi weiter Richtung Fähre. Der Fahrer sammelt das Fahrgeld in einer alten Niveadose. Der Bus war mal in Schweden zu Hause.
Später versuchen wir noch ein Museumsdorf zu finden, es hat sich aber gut versteckt und Hinweisschilder gibt es in Litauen eben nicht (fast nicht). Ein Restaurant wir gerade renoviert, es stehen Schirme mit "Holsten"-Aufdruck davor.
Abends gehen wir noch etwas durch die Stadt, doch so richtig reizvoll finden wir Klai­peda nicht. Salamander und Fielmann sind aber schon da. Wir kaufen etwas Bier und die Knoblauchbrot-Spezialität.

4. August 2000
Heraus aus der Stadt und über die Dörfer, Dörflein und Kleinstädtchen Richtung Kau­nas. Es ist eine wirklich sehr sehr dünn besiedelte Gegend. Viele Felder liegen brach, wenig deutet auf Nutzung hin. Memelland. Es kommen Gedanken an die letzten Tage des Krieges in den Sinn, als hier viele Menschen verhungerten. Es ist ein sehr ärmlicher Landstrich und an manchen Stellen findet man keine Hinweise darauf, daß Höfe überhaupt bewirtschaftet werden. Dörfer sind selten und die Entfernungen groß. Die Architektur älterer Häuser in den Dörfern erinnert an Schleswig-Holstein. Inge ist bestens präpariert, liest aus den Reiseführern vor und lotst uns zuverlässig zu den entlegensten Attraktionen.
Auf Friedhöfen einige deutsche Namen, einige der Toten sind erst in den Siebzigern verschieden. Die Friedhöfe liegen weit draußen in der Landschaft fern von den Orten, oft sind Bänke an den Gräbern, damit man in Ruhe mit den Toten Zwiesprache halten kann.
An einigen Häusern sind noch Beschriftungen in deutscher Sprache zu sehen. Später am Flußlauf entlang wird es für das Auge schöner, Obstgärten, die Häuser gepflegter. In allen drei Ländern ist der Storch nicht scheu. Der Fluß ist breit und schiffbar, doch es fährt kein Schiff und niemand angelt.
Mit Tramperinnen an Bord geht es nun in die zweitgrößte Stadt Litauens, die sich damit rühmt, daß mehr Litauer in ihr wohnen, als in Vilnius. Auch in Chicago wohnen mehr Litauer als in Vilnius. Die Tramperinnen, wie alle, die wir mitgenommen haben, sprechen weder deutsch, englisch noch französisch.
In einem netten Café mit großer Auswahl an Kaffees (Jacobs etc.), Kuchen und Salaten warten wir bis der nachmittägliche Wolkenbruch vorbei ist. Am Nachbartisch eine Hebammenschülerin, die schon oft in Deutschland war und sich freut, mit uns deutsch sprechen zu können. Im Internetcafe dann eine kleine Botschaft nach Hause. Das ist recht mühsam, denn die Tastatur hat Zeichen, die ich nicht kenne. Ich schaffe es nicht, das Fragezeichen zu aktivieren.
Am Marktplatz vor dem Rathaus essen wir in einem Straßenrestaurant. Ein Bettler ohne Finger kommt zu uns und erhält etwas Kleingeld, das ich ihm in die Tasche schütte, er küßt meine Stirn. Auf dem Marktplatz stehen diverse Power-Autos, eine Corvette, Porsches, BMW und beginnen eine Burn-out-Show. Die Corvette ist plötzlich unsichtbar in blauem Qualm verschwunden. Bald kommt die Polizei (zum Teil mit Golf 4), die Helden räumen das Feld und stellen sich nach kurzer Zeit fünfzig Meter weiter wieder auf.
Später lese ich über Hilfstransporte von Deutschland nach Vilnius. Wenn man diese gewaltigen Unterschiede zwischen Arm und Reich auf so engem Raum sieht, dann taucht schon Fragen auf. Unterstützen wir die einen und die anderen werden alleine reich?
Uns gegenüber spielt eine Band Santana- und Beatlessongs. Etwas weiter geben Profis ein Rockkonzert in der Landessprache. Musik hat schon eine große Bedeutung in den drei Ländern. Es gab eine singende Revolution und es gibt noch immer Sängerstadien.
Im Touristenbüro ordern wir eine Stadtführung (120 Litas) für den nächsten Tag, als wir im Hotel ankommen liegt dort schon ein Brief: Guten Tag, Ich bin Vita, Ihre Stadtführerin...
Abends dann Fernsehen auf Baltikumart: eine deutsche/englische/amerikanische Serie im O-Ton und aus dem Off liest ein völlig gelangweilter Sprecher alle Rollen dazu. Egal, ob Mann, Frau. Kind, ob zärtlich, wütend oder flüsternd, es ist dieselbe gelangweilte Stimme, die alles vorliest. Der Originalton ist nur wenig vermindert, ein unverständlicher Sprachbrei entsteht. Beliebt sind Kommissar Rex und Medicopter.
Das Hotel liegt schön zentral und ist ein Relikt der Intourist-Zeit. Es hat aber offenbar weitgehend den Sprung in Professionalität geschafft. Der Parkplatzwächter erzählt, daß einige Zeit vorher ein Deutscher mit seinem Benz kurz vor der Tür gehalten habe. Der sei nur reingegangen, um zu fragen, ob noch ein Zimmer frei sei..... "Zappzarapp!" Dazu lacht er.

5. und 6. August 2000
Die Nacht war sehr unruhig, weil ich den Eindruck hatte, alle Autos seien in der Nacht direkt durch unser Zimmer gefahren. Das im siebenten Stock! Beim Frühstück übt eine Klavierschülerin, ich stelle mir Ordensverleihungen in diesem Saal vor. "Oberst XYZ, hiermit verleihen wir ihnen den Orden für besondere Verdienste.." Wir machen Reklame für unsere Stadtführung, nur ein Österreicher schießt sich an. Zwei Stunden lang erfahren wir viele Details über einzelne Gebäude, Museen und die Geschichte des Landes und der Stadt. Eine einen Kilometer lange, breite Fußgängerzone, eine Prachtstraße voller Leben, das vermutet man hier nicht unbedingt. Es hängen noch Schilder aus, die das Rauchen in dieser Straße verbieten. Vieles ist schon designed und verchromt wie in besten Lagen in Berlin. Unsere Führerin ist gut informiert, spricht perfekt Deutsch und gestaltet den Rundgang interessant und mit vielen kleinen Detailinformationen. Es ist ihr Geburtstag. Eine Besonderheit der Stadt ist die (früher) längste Brücke der Welt. Natürlich ist sie nicht besonders lang, aber auf beiden Seiten wurde mit verschiedenen Kalendern gearbeitet. So kam man immer an einem anderen Tag an als man losgegangen war.
Dann geht es wieder auf die Landstraße.
In Trakai machen wir Pause und schauen uns die Wasserburg von außen an. Es ist tolles Wetter, unglaublich viele Besucher und bestimmt ein Dutzend Hochzeitsgesellschaften. Sie sieht schön aus, die Wasserburg, deutlich ist zu erkennen, wie viel neu aufgemauert ist. Auf dem See schippern Boote mit Elektroantrieb. Wir finden es doch deutlich zu voll und schlendern noch etwas durch die Straßen des Ortes. Als wir eine Abkürzung nehmen und ich zurückscheue, weil es doch Privatgrund ist, sagt Inge, daß es nur ein Schuppen sei, der schon lange nicht mehr genutzt würde. Wir kommen an der Tür vorbei, sie ist geöffnet und ältere Leute sitzen in der Wohnküche. Die Parkplatzwächterin ist weit weg und schwätzt mit der Kollegin.

Vilnius
Am Stadtrand stehen viele Tramper. Bestimmt fünfzig. Ich habe heute keine Lust auf Tramper und fahre vorbei bis wir feststellen, daß wir auch an der Stadt vorbeigefahren sind. Es gibt eben kaum Wegweiser. Dafür gibt es ein Straßenschild, das wir nicht kennen: Warnschild mit schwarzem Punkt drin....soll vermutlich "Schlaglöcher" heißen. Die Verkehrsampeln machen Vogelgeräusche, die wohl Sehbehinderte informieren sollen. Wir können Zusammenhänge zwischen Farben und Tönen nicht erkennen. Unser Hotel ist schick renoviert und liegt am Rande der Altstadt, aber auch am Rande eines sehr maroden Viertels. Die Stadt erinnert von einigen Bauten und vom Leben auf den Straßen her an Rom. Angeblich hat sich Litauen im Gegensatz zu Estland und Lettland, die sich protestantisch-ernst orientierten, mehr katholisch und architektonisch mediterran orientiert. Hier glaubt man es. Wir kaufen viele Postkarten, damit wir mit Bildern berichten können, schließlich ist die Kamera ja fort.
Es ist nicht weit zum Bahnhof, unterwegs wieder ein Markt. Das Angebot ist kaum zu beschreiben. Alte Frauen stehen mit ein paar Nylonstrümpfen über dem Arm stumm da. Andere bieten in ausgewaschenen alten Plastikflaschen Milchprodukte an, die uns we­nig appetitlich anmuten. Man kann gebrauchte westliche Einkaufstüten kaufen, eimerweise Pilze, Pfifferlinge für drei Mark das Kilo, selbstgezogene Tomaten und Himbee­ren. In einer Halle gibt es Fleisch, das ist schon sehr teuer, bei der geräucherten Schweineschnauze haben wir nicht nach dem Preis gefragt. Der Geruch der Halle setzt sich in der Nase fest. Der beste Fisch ist die Wurst.
Mit dem Sammeltaxi geht es zum Stadtpark. Dort allerdings steht das Frank-Zappa-Denkmal nicht. Es ist sehr schwer, sich durchzufragen. Entweder man versteht uns nicht, oder man kennt das Denkmal nicht. Schließlich weiß doch jemand den Standort und wir finden es sogar. Kilometerweise laufen wir alle Straßen ab, trinken hier ein Bier, besichtigen die Kirchen. Vor den Kirchen liegen alte Leute stumm und halten Margari­nedosen als Sammelbüchsen hin. Viele Bettler haben Amputationen. Das armenische Restaurant ist geflüchtet, wir kaufen wieder Postkarten.
Baltic drivers are among the most easy-going, flexible and helpful people in the world, except for inner-city Vilnius bus drivers, who carry guns and have been known to shoot freeloaders.(lonely planet, 1999)

7. August 2000
Unterwegs ein Stop in Daugavpils, der zweitgrößten Stadt Lettlands. Die Dauga ist ein Fluß und Pils heißt Burg. Sehr stark beeindruckt uns das Arbeitsgerät der Stadtreini­gung. Es sind viele Leute mit der Reinigung der Stadt beschäftigt, niemand aber mit der Reparatur. Die Stadtreiniger haben Besen aus Birkenreisig. Ganz schön kurz schon, die Besen - dabei gibt es Birken ohne Ende in der Umgebung. Zum Besen dann eine Schaufel. Das Design erinnert an einen Brotkasten ohne Klappe, sie wirken selbstgemacht. Ist nun Schmutz zusammengefegt, so kommt er in den Transportbehälter. Das ist ein Kinderwagenfahrgestell mit unterschiedlichen Rädern. Auf dem Fahrgestell liegt eine Lichtwellplatte. Das ist ein gewelltes Stück Kunststoff, so wie man es in den Sechzigern als Sichtschutz der Terrasse auf dem Campingplatz hatte. Hier und da stakt ein Stück Glasfaser raus. Auf dieser Platte liegt dann eine Zinkwanne. Gezogen wird das Fahrzeug mit einem Stück Wäscheleine.
Diese Ecke des Landes muß die ärmste sein. Wir kommen an Anwesen vorbei, die wohl aus Holz gebaut sind und dann mit Teerpappe benagelt - als Schutz vor dem Wetter. Die Grundfläche mag wohl ungefähr 6 mal 6 m sein. Wenn Wäsche auf der Leine hängt, werten wir es als Hinweis darauf, daß es bewohnt ist. Riesige Flächen liegen brach, es gibt wenig Vieh auf den Weiden und wenige Äcker. Hier und da sind die enormen Gebäude verlassener Kolchosen zu sehen. Die Straße ist breit, gut in Schuß und es gibt keinen Verkehr. Tramper dagegen gibt es viele. Unser Plaisir.
In Rezekne (Rositten) gleich am Ortseingang das Hotel Latgale. Vernagelte Fenster hier, leere Fensterhöhlen da. Der Schreck ist erheblich. Wir beschließen: es muß noch ein Hotel gleichen Namens geben - und bekommen recht. Ein Klotz mit sieben Etagen aus der Hochzeit des Kommunismus. Unser Zimmer erinnert an ein Obdachlosenheim. Die Tapeten können epileptische Anfälle auslösen, Rapport? Wozu? Die Gardinen aus der Frühzeit der Nylonära sind hier und da mit Nadel und Faden geflickt. Ganz liebevoll eigentlich. Auf den Betten Pferdedecken. Jeder bekommt zwei Handtücher, die selbst als Schutz vor Mücken nicht taugen, so dünn und abgewetzt sind sie. Im Bad freiliegende Leitungen, zum Teil dreißig Zentimeter von der Wand entfernt. Der Wasserhahn läßt sich vom Waschbecken zur Dusche schwenken. Im Fußboden ein 20 x 20 cm großes Loch mit Bodenablauf. Dieses Bad wird von uns nur im Notfall benutzt. Auf den Fußböden abgewetztes Linoleumimitat, darunter zum Teil tiefe Löcher. Die Frage nach einem bewachten Parkplatz... da drüben, da können sie das Auto vom Zimmer aus sehen.
Rezekne selbst kann man gern weiträumig umfahren (wenn man kann), es gibt hier nichts. Eine schöne, informative Web-Site gibt es von Rezekne (http://www.rezekne.lv/). Bittere Zeiten liegen hinter der Stadt. Auch die Deutschen haben gründlich zerstört.
Viel Grün rundherum - sagt die Dame an der Rezeption in passablem Englisch. Immerhin ein Internetcafe im Haus, für wenig Geld wird eine e-mail an das kranke Kind zu Hause verfaßt. Mandelentzündung. Abends Picknick auf der Bettkante, danach lesen. Immerhin hat die Verkäuferin im Supermarkt uns vor einigen Wurstsorten gewarnt, jedenfalls deuten wir ihr Kopfschütteln so. In den Läden gibt es auch schon Wachpersonal, zum Teil mit echten Schußwaffen ausgerüstet. Der im Foyer angezeigte Fernsehraum existiert nicht mehr. Gegenüber ein Mehrfamilienhaus. Immer wenn ein Bewohner mit dem Auto kommt geht mit Getöse das elektrisch betriebene Tor auf. Sie fahren ganz schön oft hin und her.
Die Spuren des Sozialismus sind wohl zumindest in Europa überall identisch. Sie zei­gen sich in Form von Schweißarbeiten aus Stahlrohr. Dies meist als Sonne mit Strah­len. Das findet man gern als Gartenzaun. Besonders auffällig ist es jedoch in Fenstern. Gern sind Fenster in Geschäften, Behörden und manchmal sogar in Wohnhäusern mindestens im Erdgeschoß mit diesen Kunstwerken versehen. Wenn allen alles gehört bräuchte doch niemand Angst zu haben, daß ihm jemand etwas nimmt? Oft sind die Sonnen nett in verschiedenen Farben gehalten. Zumindest privat. Es gibt auch andere Muster.
Meine Jeans ist nun endgültig am Hintern durchgewetzt, hat ein großes Loch und wird ausrangiert. Dazu fahren wir auf einen Feldweg, das gute Stück wird mit Heu ausge­stopft, mit ein paar Ästen verstärkt und dann an einen Baum am Straßenrand gestellt. Leider können wir nicht kontrollieren, was am nächsten Tag dazu in der örtlichen Presse steht.

8. August 2000
Wieder wird eine Grenze überquert, eine geteilte Stadt. Die heißt sogar in beiden Teilen anders. Wieder ein Tramper dabei, wieder praktisch keine Kommunikation möglich.
Wieder werden die Daten des Fahrzeugs mit den Angaben auf den Papieren verglichen. Motorhaube auf, Motorhaube zu. Ob das volkswirtschaftlich Sinn macht, daß die drei Länder eigene Regierungen haben, eigene Währungen, eigenes Militär, eigene Verwaltungen, eigene Polizei?
Nach einem Jahr wieder in Estland. Wir übernachten in einem alten Gutshaus, daß vor langer Zeit schon umgebaut wurde und als Klinik gedient hat - wie wir vermuten. Das Ambiente ist toll, die Morgensauna ist im Preis enthalten. Im Restaurant gibt es "fröhlichen Ochsen im Kirschgarten". Der Ort heißt Otepää und liegt wunderbar an einem See mitten im Wald. Sonderbar: es gibt ein Riesenrad. Einige Leute baden, uns reizt es nicht so, eher die Sauna. Ein Bus von Schniederreisen setzt vierzig Deutsche vor dem Hotel Bernhard ab, wir sind froh, nicht dort zu wohnen.
Ich fühle mich in Estland schon fast wir zu Hause, immerhin war ich ja schon einmal dort. Man hat schon Tennis und Golf für sich entdeckt, nicht nur als Anreiz für Touristen.
Hier sind die Felder bestellt, auf den Weiden stehen sogar Herden....allerdings hat man auch schon Umweltprobleme. Die bis 2,30 m hohen Ameisenhügel leiden unter der Chemie.
Estland geizt im Gegensatz zu den beiden anderen Ländern nicht mit Hinweisschildern. Auf einer Postkarte lästere ich: Selbst ein Baum, an den Napoleon sich beinahe einmal angelehnt hätte, wird mit einem braunen Schild erschlossen......
Hier und da in der Landschaft sind kleine Kirchen, einige sehr schön anzuschauen. Überall wird zaghaft renoviert, nachdem sie über Jahrzehnte als Lagerhäuser oder anders umgewidmet waren. Eine schöne alte Holzkirche allerdings ist in sich zusammengefallen. Unterwegs im Autoradio haben wir Deutsche Welle gehört, wenn man auf Hotelbriefpapier an die Redaktion schreibt hat man die Chance, einen Weltempfänger zu gewinnen. Hier gibt es das Briefpapier, wir gewinnen zwar nicht, werden aber namentlich in der Sendung am 2. 9. erwähnt und zitiert, sogar das Manuskript schickt man uns zu.

9. August 2000
Ein undefinierbarer Gegenstand liegt auf der Straße und binnen Sekunden rollen wir auf der Felge. Mitten im Wolkenbruch wird das Notrad hervorgeholt und trotz bedenklichen Luftmangels muß es für 20 km Dienst tun. In der nächsten Kleinstadt gibt es für 390 EEK (gesprochen: Iek) inklusive Montage (ca. 46 DM) einen neuen Reifen aus estländischer Produktion.
In Tartu wohnen wir in den Hotel, in dem auch Herr Kekkonen einst genächtigt hat.
Das "Zum Zumi" heißt nicht in Gedenken an Ernst Jandl so, sondern ist der Name eines Tieres: "...a honeybird!"
Im deutschen Buchladen spricht niemand deutsch und es gibt auch keine deutschen Zeitschriften. Überhaupt ist das Presseangebot nicht auf Besucher eingestellt. Nirgendwo im Baltikum, Tallin ausgenommen.
In der Universität tagt gerade der Kongreß der finno-ugrischen Linguisten -international. Man diskutiert unter anderem über Probleme beim Fremdspracherwerb durch zu hohen Grammatikanteil im Unterricht.
Es wird fleißig gebaut und renoviert in der Stadt. Zum Teil hat man nur Fassaden stehen gelassen und baut dahinter alles neu auf. Die Architektur ist eine Freude für das Auge. Auf dem Marktplatz eine große Bühne, es soll "Eine Nacht in Venedig" aufgeführt werden. Im letzten Jahr sah es hier noch so aus, als warte man auf das Leben, nun ist es eingetroffen.
Irgendwie macht Estland für uns den westlichsten und reichsten Eindruck der drei Län­der. Die Baltic Times allerdings schreibt über die Zahl der Verkehrstoten in diesem Jahr, die durch betrunken fahrende Polizisten ihr Leben verloren, eine für so ein kleines Land ganz schön hohe Zahl. Estland hat auf der Fläche Dänemarks nur 1,5 Millionen Einwohner, davon lebt ein Drittel in Tallin. Ein Drittel der Bevölkerung spricht nicht genuin die Landessprache.
Ein Polizist in Zivil hat zudem einen Autofahrer erschossen, der sich weigerte sein Auto aus der Fußgängerzone zu fahren. Weiterhin ist zu lesen, daß allein im Juli 280 km Stromkabel und Telefonleitungen in Estland gestohlen wurden. Es wurde von der Polizei vorgeschlagen, daß der Verkauf von Altkabeln nur noch durch autorisierte Stellen möglich sein sollte. Das Wirtschaftsministerium sprach sich dagegen aus, weil dann von den 60 Altmetallhändlern des Landes nur noch 10 übrig blieben. Die Diebe klauen auch moderne Glasfaserkabel, das aber nur aus Dummheit, denn die Kabel sehen von außen aus wie normale Stromkabel.
In der Zeitung wird auch die Ausländerproblematik erwähnt, immerhin sind im letzten Jahr 80 Menschen nach Estland eingewandert. Die meisten nach Tallin.
Hier nun ist Zeit, die Postkarten zu schreiben und andere zu unserer Sammlung hinzu­zufügen. Zum Glück für die Finger habe ich die Adressenliste schrumpfen lassen.

10. und 11. August 2000
Es geht am Paipus-See entlang. Hier hat sich auch seit dem letzten Jahr einiges ge­ändert, man sieht Spuren von Aufbau, von Aktivität. Es gibt auffällig wenige Fischer, niemand ist auf dem See. Hier wohnen die Zwiebelrussen.
Estland ist schon sehr weitläufig. Wir passieren den höchsten Punkt. Etwas abseits ein Aussichtsturm. Der Kern ist ein einziger Baumstamm, ca. 30 Meter hoch und schön dick. Dort hat man mit der Kettensäge Kerben eingebracht, diese nehmen die Stufen auf. Rundherum mit vier anderen Stämmen abgestützt und mit Brettern einen Wetterschutz angebracht. Steht und wankt etwas im Wind. Inge bleibt lieber unten. Die Aussicht ist klasse, meilenweit Wälder, keine Häuser. In der Ferne dunkle Wolken und Blitze. Unten eine Frau, die kassiert, wir tragen uns ins Gästebuch ein. Andere Besucherinnen kommen aus Ungarn und Tschechien.
Erstes Ziel ist Rakvere (Wesenberg), wo unbedingt eine Nachricht in den Schulbriefkasten geworfen werden muß. Immerhin haben wir vor einem halben Jahr Besuch von dort erhalten und pflegen etwas Kontakt. Da die Tankanzeige mal wieder spinnt, wird getankt und es stellt sich heraus, daß wir weniger als 5 Liter pro 100 km verbraucht haben. Auch schick!
In einem fast verlassenen Fischerdorf sehen wir die Gartenstühle wieder, die uns schon im Vorjahr so gefallen haben. Wir werden noch viele Versuche unternehmen, einen zu kaufen, doch ohne Erfolg. Jeder kennt die Stühle, doch das Angebot in den Geschäften ist Standardplastik oder Standardholz und mit dem bei uns identisch. Diese hier sind aus Leisten gefertigt, erinnern vage an Deckchairs und lassen sich zusammenklappen.
In Tallin übernachten wir im Olympiahotel mit Blick aufs Meer. Gegenüber ist ein riesi­ger Supermarkt mit einem unglaublich umfangreichen Warenangebot. Geöffnet bis 22 Uhr, dort decken wir uns mit Vorräten ein. Abendessen auf der Terrasse. Alle halbe Stunde kommt eine Schnellfähre aus Helsinki herüber oder fährt dahin. Knapp vor unseren Fenster liegt ein U-Boot. Der Mond legt ein schönes Licht über die See, hinter dem Horizont ahnt man die Sonne, es ist einer der Abende, die im Sommer im Norden einfach schön sind.
In der Stadt haben sich an vielen Stellen Verkäufer von Rado-Kopien breit gemacht und es sind nicht mehr so viele Bettler unterwegs. Jedenfalls nicht mehr so sichtbar. Die Stadt ist voller Menschen, viele kommen für ein paar Stunden mit einer der zahlreichen Schnellfähren von Finnland herüber. Für 16 und 22 DM (umgerechnet) kaufe ich neue Hosen. Die Baustelle vom letzten Jahr in der Altstadt hat sich zu einem ultra-modernen Gebäude mit beweglichen Fassadenelementen entwickelt. Dann verlassen wir die Stadt.
In Paldiski hat sich viel verändert seit dem letzten Besuch. Einige Gebäude sind re­noviert, andere gesprengt. Es sieht immer noch desolat aus, die riesige leere ehema­lige Offiziersschule am Ortseingang prägt nach wie vor den Gesamteindruck. So ein gewaltiges Gebäude sieht man selten. Anwohner sagen uns, im Innern gäbe es ein echtes Atom-U-Boot zum Üben. Wir sind wieder hierher gekommen, weil Klausdorf eine Patenschaft dorthin hat und es vor einiger Zeit einen Vortrag mit Dias über die Hilfsmaßnahmen zum Wiederaufbau der Kirche dort gab. Zar Peter hatte an diesem Ort schon großes Interesse, weil er strategisch günstig liegt. Die Russen des zwanzigsten Jahrhunderts haben hier eine enorme Militärpräsenz entwickelt. Nun stehen viele Gebäude leer. Viele Soldaten sind zurück in ihre Heimat gegangen, einige haben die Familie hier gelassen. Es gibt Essendienste, da Menschen ohne Beine und andere Hilflose zum Teil im vierten Stock von Häusern wohnen und nie wieder diese Wohnungen verlassen können. Auf der anderen Seite gegenüber der Offiziersschule liegt hinter Stacheldraht ein Peacecamp der NATO. Der Hafen floriert schon wieder und es werden auch neue Häuser gebaut, immerhin ist es landschaftlich sehr schön hier.
In der Nähe baden wir. Ein schöner Strand, sogar mit Bahnhof. Dünen und ein paar Rotalgen weiter weg. Dazu gibt es Bier und eine deutsche Zeitung. Von unserem Balkon aus sieht man morgens die Jogger mit ihren Hunden, ab und an müssen sie per Handy Botschaften auf den Weg bringen.

12. und 13. August 2000
Unterwegs eine kleine Pause in Pärnu, das nun auch viel lebendiger ist als vor einem Jahr. Aber den Gartenstuhl gibt es dort auch nicht, jeder kennt ihn, niemand weiß, wo es ihn gibt. Unsere Recherche ist immerhin ernsthaft.
Der Tramper, den wir mitnehmen, auf die Frage, ob er Deutsch spreche: "Selbstverständlich!" Damit allerdings ist sein Wortschatz erschöpft. Er hat eine Stunde Deutsch in der Woche - und drei Russisch. Man würde wohl gern mehr Englisch unterrichten, es gibt aber keine Lehrer, die das können.
Riga gibt sich verschlossen. Lauter Einbahnstraßen und Stadtteile, die für Autos ge­sperrt sind. Wir finden unser Hotel und können für 20 DM die Nacht das Auto in der Nähe lassen. Das Hotel selbst ist ein Ensemble von alten Häusern und Hinterhöfen. Das ist schon schick und auch die Lage ist sehr günstig. Wir streichen durch die Stadt, bewundern die große Fülle von Jugendstilhäusern und Bauten des Architekten Eisenstein. Die Markthallen sind alte Zeppelinhangars, jedenfalls heiß es so. Der Fernsehturm sieht aus wie eine startende Rakete.
Sehr interessant ist das Besatzungsmuseum. Inge las aus einem Reiseführer vor, daß Gorbatschow als er einmal in Tallin war die Regierung brüskierte. Als er freundlich begrüßt wurde und man die Freude ausdrückte, ihn als Besucher empfangen zu können, sagte er, er sei nicht zu Besuch, es sei eine Dienstreise in eines seiner Gebiete. Die Regierung und Bevölkerung haben erst vor ein paar Jahren über die Zusatzprotokolle zwischen Deutschland und Rußland aus den dreißiger Jahren erfahren. Die drei Länder sind oft hin und her geschachert worden. Im Museum gibt es viele Dokumente, die belegen, wie schlimm die russische Herrschaft vor dem zweiten Krieg war. Dann wurden die Deutschen mit Hoffnung erwartet. Bitter wurde man enttäuscht. Dann kamen die Russen wieder, viele wanderten aus, andere nahmen sich das Leben. Auf Landkarten ist zu sehen, in welche Teile der Welt Letten verschleppt, deportiert oder umgesiedelt wurden. Andere Menschen wurden zum Teil gegen ihren Willen ins Baltikum gebracht, man wollte nationale Identitäten vermischen und schließlich aufheben. Schlau auch die Taktik der Auflösung der großen Güter. Man gab einzelnen Bauern Land, aber keine Geräte und kein Vieh. So scheiterten sie nach kürzester Zeit und schlossen sich freiwillig in Kolchosen zusammen.
Was ich bis dahin auch nicht wußte: Rußland nahm einen vorgeblichen Überfall litauischer Truppen auf ein russisches Dorf zum Vorwand für den Einmarsch....beim ersten Mal. Die Geschichte gab es woanders doch auch schon mal. Aber vorstellbar...
In dem Museum ein Spruch: Die Regierung gibt vor, uns ausreichend zu bezahlen, wir geben vor ausreichend zu arbeiten.
Unsere Eindrücke von der Stadt weichen voneinander ab: Ich finde es an vielen Stellen finster und leicht drohend, Inge ist beeindruckt von den vielen Jugendstilbauten. Einig sind wir beim Restaurant: der "Kürbis" bietet ein gutes vegetarisches Büfett. Im Internetcafe wieder Kontakt nach Hause.
Es gibt ein Kaufhaus mit Rolltreppe. In Lettland sind auch Leute von einem Virus befal­len, das weltweit Rolltreppenbenutzer befällt. Dieser Virus bringt die Menschen dazu, daß sie, sobald sie mit der Rolltreppe eine Etage erreicht haben, erst einmal stehenbleiben. Man muß sich ja mal umschauen und orientieren. Leider berücksichtigt das Verhalten die nachfolgenden Leute nicht. So gibt es einen Stau. Hinten wird geschoben und vorn gebremst. Benannt ist diese Krankheit noch nicht. Vielleicht fällt Douglas Adams ja ein Name ein. (Der tiefere Sinn des Labenz - The deeper meaning o Liff)
Vom vielen Wandern auf Kopfstein bekommt man runde Füße.
Lettische Zeppeline sind irgendein Fleisch in irgendeinem Teig gebacken, unglaublich in Fett schwimmend und eine Spezialität des Landes. Inge sagt, es sei Kartoffelteig. Naja.

14. August 2000
Unterwegs wieder eine Pause an einem Strand. Völlig einsam und weit wie das Auge reicht. Ein Denkmal erinnert an die Ereignisse des Krieges, als hier noch gekämpft wurde, als Deutschland schon kapituliert hatte. Letten flohen nach Schweden, wurden von denen an die Russen ausgeliefert. Viele Jahre später hat sich Schweden dafür entschuldigt. Die Inschrift ist auf lettisch und schwedisch, so kann ich immerhin übersetzen. Wir fahren auch mal wieder auf gelben Straßen. Sie sind natürlich nur auf der Karte gelb und das bedeutet, daß sie nicht asphaltiert sind. Die Autorin eines Reiseführers schreibt: Lieber auf einer unbefestigten Straße unterwegs, als auf einer Teerstraße, auf der man von unerwarteten tiefen Löchern überrascht wird!
Kleine Pause in Hasenpot, Aizpute (unter abblätterndem Putz kommt der deutsche Name hier und da wieder zum Vorschein). Von der Burg ist nur eine Ruine erhalten. Gegenüber bei der Mosterei ist Hochbetrieb. In der Stadt ist das Internet(cafe) im Gebäude der Polizei. Die ist trist und finster, eine Etage darüber freundliches Ambiente. Eine Nachricht von Herrn Heinze ist in meinem Briefkasten, er begrüßt mich zurück in Deutschland. Die örtliche Schule hat eine tolle Website.
In einer kleinen Stadt unterwegs machen wir Rast, erkunden sie und kehren in einem Restaurant ein. Am Nebentisch sitzen zwei Einheimische. Auf dem Tisch die bestellte Brause und unter dem Tisch die Plastikflasche mit dem Wodka. Sie merken, daß wir Deutsche sind. "eins, zwei, drei, vier........meine Schwester....Apenrade!" Das wiederholt sich einige Male, dann bricht der Mann in Tränen aus. Große Bewegungen mit den Armen, um beim Wortefinden zu helfen. Er versucht uns noch etwas anderes mitzuteilen, schluchzt wieder. Etwas später dann stehen die beiden auf, jeder stützt den anderen und sie schwanken zum Ausgang. Die Bedienung schlägt ein Kreuz. Im Reiseführer steht, daß man Wodka nach Gramm bestellt. Wenn man fünfzig Gramm ordert fragt die Bedienung ungläubig, ob man wirklich sicher ist. 100 sind üblich. Mindestens.
In einem keinen Dorf direkt neben der Straße finden wir das Münchhausen-Museum. "Für Lügner geschlossen" steht an der Tür. Das steht immer da. Heute steht da auch "Sind zur Jagd, kommen später wieder". Ich schiebe einen Zettel unter der Tür hindurch, mal sehen, ob wir von dem Museum noch mal was hören.
Nach etwas Suche finden wir ein altes Schloß, es hat wie vieles hier bessere Tage gesehen. Andere Orte finden wir nicht, man stellt eben keine Hinweisschilder auf!
Kuldiga (Goldingen) selbst entpuppt sich als sehr nettes kleines Städtchen. Die Häuser sind zum Teil marode, doch lassen sie alten Charme erkennen, es gibt eine der längsten Ziegelbrücken und den breitesten Wasserfall Europas, immerhin über 100 m breit, aber nur einen Meter fällt das Wasser. Wasserfall heißt auf Lettisch "Rumba". Auf der Brücke gibt es phantastisch schöne Laternen. Besonders gut gefallen die Füße, Drachenköpfe aus Guss. In einem Laden gibt es Dannemann Imperiale.
Abends essen wir im "Stenders". Jeder einen großen Teller Salat, ein Hauptgericht, Bier dazu (ein Liter ist billiger als zwei Halbe) und für mich eine Zigarre...für weniger als 15 DM. Die Zigarre hat ca. 3 DM gekostet. Mit am Tisch sitzt ein belgischer Geschäftsmann mit seiner litauischen Freundin. Er spricht lettisch, sie litauisch, beide verständigen sich auf englisch. Es gibt wohl keine Ähnlichkeiten der Sprachen, Estländisch ist sowieso ganz anders. So ganz doll mögen sich die drei Länder untereinander nicht.
Inge hat schon vorher auf einem Markt eine Frau mit einem Korb aus sehr dickem Drahtgeflecht gesehen. So einen auch haben? Wir investieren viel Zeit und fragen viele Leute, jeder kennt die Körbe, aber kaufen..........? Plastik ist angesagt. Die Frau vom Touristbüro ist sehr bemüht, uns zu helfen, einen Korb zu finden. Von uns bekommt sie den Preis für gutes Englisch. Auf dem Hof des Hotels stehen Biotonnen. Das sind zwar keine Biotonnen, es steht aber Biotonne drauf. Auch eine Form von Recycling. Im Buchladen werden dutzende von Tic-tac-toe-Heftchen gekauft, Geschenke für Inges Schüler.

15. August 2000
Unterwegs auf der Suche nach einem Milchmuseum. Immerhin war das Land einmal Exporteur von Agrargütern. Milchprodukte bis England und Kasachstan. Das Museum finden wir nicht, die Leute im Dorf amüsieren sich über uns. Sie stecken die Köpfe zusammen und kichern darüber, daß fremde Menschen mit Autokarten und Reiseführern unterwegs sind, um bei ihnen etwas zu finden. Dafür gibt es in der Nähe eine Radar­kontrolle, mobil. Man hat uns geraten, falls wir geblitzt würden zu sagen: "Keine Quittung!" ...angeblich billiger. Wir sind aber nicht zu schnell. Nicht nur heute, auch an anderen Tagen besuchen wir alte Herrenhäuser, Burgen und Schlösser. Einige sind so zerfallen, daß keine Aufbaubemühung lohnt, andere werden in kleinen Schritten renoviert. Einige werden als Schule genutzt, Schüler und Lehrer sind beim Arbeitsdienst. Alle haben eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich, Prunk und Glanz zu Beginn, Lager oder Schule unter den Kommunisten und eine unsichere Zukunft heute. Wir profitieren von unserem Volkshochschulkurs über Parkanlagen in Schleswig-Holstein.
Schöne Häuser gibt es auch in Vendspils, wo die Bürgersteige großzügig und frisch gepflastert sind. Die Stadtbusse sind von Daimler und wohl kaum drei Monate alt.
In Lipaja finden wir zum Teil breite Straßen und Alleen mit verfallenden Häusern, die einmal der gehobenen Schicht gehört haben müssen. Wir finden mit Mühe das Zentrum. Dort gönnen wir uns ein schönes Essen.
Nun geht es wieder über eine Grenze. Diesmal auf der anderen Seite ein langer Stau von Bussen. Tina Turner tritt in Tallin auf und halb Lettland will da hin.
Palanga schließlich das Travemünde Litauens. Es ist unglaublich voll, überall Stra­ßenrestaurants und bis spät am Abend Disco... in Hörweite des Hotels. Dann fängt es um 23 Uhr an zu regnen und mit Disco ist Schluß. Vor einem Fotogeschäft steht eine Kamera aus poliertem Granit, ungefähr 1,80 m breit. Das Ding muß gut eine Tonne wiegen. Wenn das kein Zeichen von Wohlstand ist. Hier gibt es den Spiegel der letzten Woche, außer uns noch andere Deutsche, wheel-clamping und Dannemann Imperiale, wird natürlich gekauft....für die Fähre.
An Kiosken hängen Fahndungslisten, ganz schön viele Menschen werden gesucht. Wir finden nicht heraus, warum. In den drei Ländern gibt es viele Zeitungskioske. Playboy, Chip und einiges andere aus dem Westen liegen zum Teil auch aus, allerdings in der Landessprache oder auf russisch, deutsche oder englische Zeitschriften sucht man vergeblich.
Auf der Post liegt ein angeketteter Neckermann-Katalog aus.

16. August 2000 - Inges Geburtstag
Zum Frühstück ordern wir Champagner und zusätzliche Kleinigkeiten. Ich sage, daß es gut ist, kein Geschenk mit dabei zu haben. Das hätte ich ja in der Fototasche versteckt und die ist ja nun verschwunden.
In den Außenbezirken von Klaipeda wird viel gebaut. Einfamilienhäuser derer, die es zu was gebracht haben oder es noch zu etwas bringen wollen. Die Häuser sind sehr groß, haben immer mehrere Etagen und Erker und Türme en masse. Das ist in allen drei Ländern ähnlich. Bei einigen Häusern hat man aufgehört zu bauen, mittendrin. Andere sind bewohnt aber noch nicht fertig. Immer gibt es eine Vielzahl von Satellitenschüsseln.
Gegen drei sind wir wieder in Klaipeda, nun kennen wir uns gut aus und wählen einen Parkplatz dicht am Theaterplatz, direkt vor der Tür eines Sportgeschäfts. Sehr belebte Ecke. Noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt der Fähre.
Wir gehen zum Markt, kaufen ein paar Tomaten für die Fähre, ein paar Kartoffeln, rote und einige schöne kleine. Sie sind billiger als große. Auch schwerer zu schälen. Dann geht es wieder zum Auto, das Eingekaufte wird verstaut und wir gehen in die andere Richtung, ein paar Besorgungen machen. Einige Flaschen Bier, Sekt, etwas Salat und die Spezialität: geröstete Brotstreifen mit Knoblauch. Im Hotel Klaipeda kaufen wir den aktuellen "Spiegel" - im Gegenwert von fünf Zentnern Kartoffeln. Auch das wird alles im Auto verstaut. Wir machen Kassensturz, das Geld reicht noch für eine Tasse Kaffee und eine Kleinigkeit zu Essen in dem Restaurant, in dem wir auch am ersten Abend waren. Wir sitzen draußen, deutsche Reisegruppen besichtigen das Ännchen, Straßenhändlerinnen bieten Bernstein an, wir können unser Auto sehen. Inge geht noch etwas durch die Stadt, ich beobachte das Treiben. Wir essen etwas, der Ober bekommt den Rest unseres Geldes als Trinkgeld. Inge geht zum Auto und holt unseren Reiseführer. Es wird etwas kühl und wir beschließen, zu fahren.
Doch: das Auto ist weg! Vor ein paar Minuten war ein Lieferwagen gekommen, wir dachten er habe Waren für das Geschäft. Er versperrte für Minuten die Sicht auf unser Auto und als er weg war .....war auch das Auto weg.
Inge hastet in das Sportgeschäft, fragt ob jemand englisch kann, der Besitzer beherrscht es passabel. Er ruft sofort die Polizei an, gibt Kennzeichen und Beschreibung des Autos durch und meint, weil es so schnell entdeckt wurde, gäbe es eine Chance, die Diebe zu fassen. Die Verkäuferin ist bestürzt, sie hat das Auto noch vor wenigen Minuten gesehen, direkt vor der Tür. Es dauert eine Weile, bis ein Polizist mit einem zivilen Auto kommt, es soll schwer sein, um 18 Uhr noch ein verfügbares Auto bei der Polizei zu bekommen, da die meisten dann ihre 100 km Tageslimit schon erreicht haben. Wortlos werden wir angewiesen, einzusteigen und werden zu einem anderen Revier gefahren. Es ist nicht ganz so desolat wie das des ersten Abends. Inge findet es schlimm genug. Auf einem Flur müssen wir warten. Auch hier kaum Englisch- oder Deutschkenntnisse. Wir werden gefragt, ob wir nicht lieber am nächsten Tag wiederkommen wollen, dann sei eventuell ein Dolmetscher da. Wir wollen lieber unsere Fähre nehmen, die Zeit läuft uns langsam weg.
Etwas widerstrebend lassen sich zwei junge zivile Beamte, weiblich und männlich, da­rauf ein, unsere Sache zu Protokoll zu nehmen. Wir leihen ihnen einen Kugelschreiber, sie haben nur einen für zwei Leute, hier gibt es keinen PC. Alle paar Minuten klingelt das Telefon und die Dame am anderen Ende erklärt auf Holperenglisch was wir tun sollen. Dann spricht sie wieder mit den Beamten.
Ich muß eine Liste der Gegenstände im Auto verfassen. Das ist eine ganze Menge: das Reisegepäck von zwei Wochen Ferien, mein Personalausweis, das Handy, alle einge­kauften Dinge, alle Postkarten die ich gekauft hatte, da ich ja keine Fotos machen konnte. Reiseandenken. Die Bücher, sogar die Jacken, denn das Wetter ist ja schön.
Dann muß ich eine detaillierte Beschreibung des Autos anfertigen. Passat Variant, Bau­jahr 1992, 310.000 km, burgundrot metallic, Beule am Schweller links, Schiebedach, Radio Grundig 4870, Thermometer an der Fahrertür innen, etc. ....da fällt mir ganz schön viel ein, schließlich hat der Wagen uns fünf Jahre lang gedient und so gut wie nie ein Problem gehabt. Und eigentlich war ich sicher, mit ihm auch den 500.000sten Kilometer zu fahren.
Viele Papiere, die ich unterschreiben muß, ich selbst bekomme keines. Was ich unterschreibe weiß ich nicht. Diese Sprache ist so fremd wie Lettisch und Estländisch und hat mehr Buchstaben als unsere.
Die Frau am Telefon erklärt, daß ich die Autoschlüssel und Papiere abgeben muß. Das soll für das Gericht wichtig sein - wenn die Diebe vorgeführt werden.
Ein Taxi wird gerufen und mit der freundlichen Handbewegung, mit der man eine Katze vom Eßtisch scheucht, wird uns klargemacht, daß wir nun gehen können. Immerhin hat die Frau am Telefon noch gefragt, ob wir ein Taxi wollen. Drinnen warten ist unerwünscht.
Draußen zittert Inge weil sie vor Wut, Enttäuschung und Hilflosigkeit friert. Der Taxifahrer versteht mühsam unser Ziel, unterwegs muß er am Geldautomaten halten, weil wir ja alles ausgegeben hatten. Deutsches Geld will er nicht.
Am Fährhafen werden wir nach dem Verbleib des Autos gefragt - wir haben von der Polizei keinen Beleg für den Erhalt der Papiere bekommen und auch keine Kopie des Protokolls. Es gibt auch keine Kopie, weil es kein Durchschlagpapier gab. Man ruft bei der Polizei an, dort wird zugesagt, ein Schriftstück auszufertigen. Man könne es aber nicht zum Hafen bringen, da eben kein Auto mehr da sei. Man wolle es aber am nächsten Tag tun, die Fährgesellschaft will es dann nach Kiel faxen. Das Fax erreicht uns am nächsten Tag auf der Fähre.
Ob wir wohl zumindest das Geld für die nicht in Anspruch genommene Passage für das Auto zurückbekommen?
Wir fragen uns: Wurden wir während der ganzen Zeit beobachtet? Hat der freundliche Mechaniker vom ersten Abend ein Doppel der Schlüssel hergestellt und auf uns gewar­tet? Macht man gezielt Jagd auf Touristenautos? Was wäre, wenn wir die Diebe gestört hätten, wäre das mit Gefahr für uns selbst verbunden? Später lesen wir eine Warnung des ADAC, die besagt, daß in Polen Autos auf freier Straße von Banden angehalten werden. Die Leute werden dann aus dem Auto gebeten und es fährt mit neuer Belegschaft weiter. Wir sind aber extra nicht durch Polen gefahren.
Auf der Fähre sind wir Thema Nummer eins. Viele nette Bekanntschaften, viel Hilfsbereitschaft: "Braucht Ihr warme Wäsche? Was zu lesen? Eine Flasche Wein?" Um 23.58 läuft die Fähre aus, ganz nach Plan. Ein älterer Mann, der seine Kindheit in Klaipeda verbracht hat, sagt, ihm sei der Schweiß ausgebrochen, als er von unserem Erlebnis hörte. Für ihn ist es das letzte Wiedersehen mit den Orten seiner Jugend, ihm gefällt nicht, was er gesehen hat. Einem Ehepaar wurde ein Teil des Gepäcks an der Rezeption des Hotels Klaipeda gestohlen während es mit dem Personal sprach.
Wir lernen Marius kennen, einen litauischen Autohändler. Er sagt, er verstehe nicht, was Urlauber in seinem Land wollen. Er schämt sich etwas für Litauen und bittet uns, niemandem von unseren Erlebnissen zu erzählen. Es sei eine schlechte Reklame für sein Land.
Wir erfahren viel über seinen Job, sein Haus mit 350 qm Wohnfläche, die wirtschaftliche Lage in Litauen und seine Einschätzung, was die Zukunft unseres Autos betrifft. Er glaubt, daß unser Auto in Teilen als Ersatzteillager nach Rußland geht, bringt mehr als ein ganzes Auto. Ihn ist auch schon mal ein Auto gestohlen worden, das wurde ihm dann in der Zeitung zum Rückkauf angeboten. Er selbst kauft in Hamburg Unfallwagen (nicht zu alt), möbelt sie wieder auf und bringt einige dann nach Hamburg zurück, der Rest geht nach Rußland. Tausend Dollar müssen dabei schon rumkommen. Pro Auto. Wir sollten doch auch in Litauen kaufen. Mercedes SLK für deutlich weniger als in Deutschland, Ausstattung nach Wahl und praktisch ohne Wartezeit. Seine Geschäfte mit Polen sind illegal. "Moment! Ich sag's jetzt genau!" wird ins Sprüchebuch aufge­nommen. Damit überbrückt er die Pausen zur Wortfindung. Er würde lieber in Hamburg wohnen, aber seine Familie nicht so sehr. Außerdem ist er in Litauen Litauer, in Deutschland nur ein Fremder.
Warum in Litauen nichts recht voran geht? "Zu viele Kommunistas!"
Auf dieser Tour braucht die Fähre 36 Stunden. Eine Sicherheitsübung mit Wassern der Rettungsboote unterhält uns. Per Handy -von Mitreisenden geliehen- rufen wir zu Hause an und bitten, daß uns jemand abholt. Als sie von unserem Erlebnis hören.....lachen beide Kinder.
Am nächsten Morgen holt Henrik uns von der Fähre ab, er hätte beinahe die neue Avis mitgebracht, damit wir sofort ein Auto aussuchen können, dann meinte er aber, das sei doch gemein, so etwas zu tun! Am Nachmittag ist der Kaufvertrag für einen Passat unterschrieben. Gleiches Modell.....allerdings TDI. Eine neue Kamera ist nach zwei Wochen auch da, digital und wirklich im Westentaschenformat, damit sie auch immer mitgenommen wird.....Kosten? Versicherungen zahlen nur für das, wogegen man sich versichert hat.


Zusatz: Auswärtiges Amt
Gz.: 214-SE
Betr.: Baltikum-Reise
Sehr geehrter Herr .....,
vielen Dank für Ihre Mail vom 19.08.2000 über Ihre Erlebnisse in Litauen.
Ich bedaure sehr, daß Sie solche Unannehmlichkeiten hatten. Ihre Mail habe ich - Ihr Einverständnis voraussetzend - auch an unsere Botschaft in Wilna weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Elisabeth Müller

Die litauische Botschaft in Berlin bedauert auch:
Sehr geehrter Herr ..........
es tut uns leid, daß Ihre Reise nach Litauen so ein bitteres Ende nehmen sollte. Wir sind auch ganz Ihrer Meinung, daß dieses und ähnliche Vorkommnisse keine gute Reklame für das Land Litauen ist.
Die Regierung der Republik Litauen führt verschiedene Maßnahmen gegen die Autodiebstähle durch, dazu gehört u.a. die strenge Kontrolle der einreisenden Kraftfahrzeugen an der Grenze (oft ruft das sogar die Empörung der deutschen Touristen heraus!...). Hätten wie eine entsprechende Anfrage von Ihnen erhalten, wären Ihnen kurze Hinweise für Reisende nach Litauen mit Autos zugeschickt worden.
Leider ist kein Schreiben bzw. e-mail von Ihnen (außer dem unten geschilderten) bei uns eingegangen.
Mit freundlichen Grüßen,
Saulius Valainis
Erster Botschaftssekretär

Ob heute auf dem Markt in Klaipeda unsere schmutzige Unterwäsche hängt - und da­neben mein Personalausweis, dazu ein Schild "So reisen die Deutschen"?
Ach ja, der Titel des Berichts? Das ist "deutsch" in den drei Landessprachen.

Nachsatz 1:
Sehr geehrter Herr ......, vielen Dank für Ihren - trotz aller widrigen Umstände - recht humorvollen Reisebericht. Wir be­dauern, daß Sie nun leider die schlechte Erfahrung sammeln mußten und Ihr Auto gestohlen wurde und hoffen, daß Sie doch wenigstens die Reise insgesamt genießen konnten. Haben Sie denn inzwischen Dokumente und Belege von der litauischen Polizei bekommen? Die brauchen Sie doch sicher für Ihre Versicherung?
Wir haben eine Erstattung der PKW-Transport-Kosten bei der Reederei angefragt. Hier wird die Abrechnung zur Zeit überprüft und wir möchten Sie um ein wenig Geduld bitten. Sie haben Recht, die Station in Rezekne haben wir tatsächlich nicht gewählt, weil die Stadt nun so interessant wäre. Es ist vielmehr als eine Art Transit-Station für die östliche Passage in den Norden des Baltikums gedacht.
Leider ist die Auswahl an Unterkünften auf dieser Route mehr als dürftig, so daß hier nur das recht "nostalgische" Hotel Latgale (das wir übrigens persönlich kennen) in Frage kommt. Der Zimmerstandard entspricht in etwa dem, was noch vor 6-7 Jahren im Baltikum üblich war! Das einzige Hotel in Daugavpils (Hotel Latvia) ist zur Zeit erst recht keine Alternative. Es wird wohl noch für eine Weile der qualitative "Durchhänger" der Pkw-Rundreise bleiben.
Möglicherweise sollten wir dies künftig im Reiseverlauf deutlicher hervorheben.
Mit den besten Grüßen!
SCHNIEDER REISEN

Nachsatz 2:
Auszug aus baltischer Presse:
Ein Tag ohne Elektrizität ANDERE NACHRICHTEN
Gestern arbeitete der Polizeiamt der Stadt Kedainiai ohne Elektrizität. Die Lieferung der Elektrizität in alle Ge­bäuden der Polizei wurde wegen der vielen Außenständen gesperrt. Die Arbeit des Polizeiamtes geriet ins Stecken. Der Migrationsamt der Polizei konnte ohne Computer nicht funktionieren, in dunklen Räumen konnten die 14 Gefangenen nicht gehalten werden. Außerdem blieben die Polizeibeamten ohne telefonische Verbindung. Um 16 Uhr 30 Minuten wurde die Lieferung der Elektrizität wiederhergestellt. Solche Schwierigkeiten entstehen auch in Polizeiämten anderer litauischer Städte, weil die bis über die Ohren in Schulden stecken. Zur Zeit bilden die Au­ßenstände des Polizeiamtes Kedainiai gegenüber der Gesellschaft der elektrischen Netze 25,7 Tausende Litas. Wegen des Haushaltsdefizits bekommen staatliche Unternehmen nicht genug Finanzierung von der Regierung. Deshalb schulden viele staatliche Betriebe große Summen nicht nur anderen Unternehmen, sondern auch den eigenen Arbeitnehmern.

Bauwesen in Rezession WIRTSCHAFT
Nach Worten der Leiter der führenden litauischen Bauunternehmen, ist das Bauvolumen im laufenden Halbjahr im Vergleich zu derselben Zeitspanne des vorigen Jahres um 10-20% zurückgegangen. Der Zurückgang des Bauvo­lumens, der im zweiten Halbjahr des vorigen Jahres angefangen hat, dauert heute noch. Die Ergebnisse des erstem Halbjahres zeigen nach dem Generaldirektor der Gesellschaft "Lithun" Darius Gedvilas, daß das Bauvolumen um 20% gesunken ist. Die Kauffähigkeit der Privatunternehmen und der Haushaltseinrichtungen hat beträchtlich ab­genommen. Nach Gedvilas, sind die Verträge mit Haushaltseinrichtungen einseitig. Für die Nichteinhaltung von Fristen sind Sanktionen nur den Bauunternehmen vorgesehen. Auftraggeber können in diesem Fall Zahltermine straflos nicht einhalten. Die Regierung hat Außenstände nicht nur in der Gesellschaft "Lithun", sondern auch in anderen Bauunternehmen, "Hidrostatyba" aus Klaipeda, "Panevezys Bautrust" u.a.

Nachsatz 3:
Lieber Herr ........,
danke für Ihre Mail. Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, habe ich auf meiner Seite (www.kaiser.lt) die Rubrik Briefe eingerichtet. Hier habe ich Ihren kompletten Brief veröffentlicht. Wenn Sie das nicht wünschen, lösche ich Ihn wieder.
Sie haben schon Recht. Man sollte schon darauf hingewiesen werden, worauf man sich in Litauen einläßt. Wichtig ist eben, daß man die üblichen Sicherheitshinweise befolgt: keine Wertsachen im Auto liegen lassen; nicht mit Schmuck, Bargeld oder Wertsachen protzen; nachts nicht alleine spazieren gehen ... Den "normalen" Litauern ist das alles sehr peinlich, wie Sie schon sagen. Sie­haben aber auch keine Handhabe. Gute Tipps findet man in den In-Your-Pocket-Guides. Die Klaipeda Ausgabe gibt es auch in Deutsch und ist sehr hilfreich. Dort gibt es auch ein Kapitel über Sicherheit mit nützlichen Tipps.
Ich habe Ihren Brief mit meinen litauischen Schwiegereltern diskutiert.
Autodiebstähle passieren auch in kleinen Städten. Und es sind nicht nur Ausländer betroffen. Auch Einheimische. Wie Sie schon bemerkt haben. Auch in Litauen gibt es eine wohlhabende Ober­schicht. Die Russen- und Baltikummafia hat überall ihre Hände im Spiel und ist gut organisiert. Klaipeda als Hafenstadt ist Dreh- und Angelpunkt für den Autohandel im Baltikum. Dort ist viel­leicht die Gefahr am größten ...
Mit Ihrem Tipp nur bewachte Parkplätze zu benutzen liegen sie sicher richtig. Schade nur, daß Sie diese schmerzliche Erfahrung machen mußten.
Aber selbst die bewachten Parkplätze sind nicht immer sicher.
Als "Halbeinheimischer", als Mann einer Litauerin, habe ich es natürlich etwas einfacher als der Standardtourist. Die meiste Zeit waren wir mit dem Schwiegervater unterwegs, aber selbst er hatte davor Angst, daß sein 12 Jahre alter Opel Omega in Kaunas gestohlen wird ... Nun ja, Gott sei Dank überwiegen die positiven Eindrücke. Litauen ist sicher auf einem guten Weg. Warten wir die Wahlen im Herbst ab. Vielleicht bringen die neue Impulse und etwas mehr finanzielle Freiheit vor allem für die unteren Schichten, denn die Lücke zwischen arm und reich ist immer noch gewaltig. Und der Mittelstand kommt nur langsam in Schwung.
Es ist halt leider so, daß manchmal Armut ein Grund für Idylle und Romantik ist. Viele der Holzhäuser und idyllischen Bauernhöfe würden sicher anders aussehen oder verschwinden, wenn die Bewohner mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hätten.
Herzliche Grüße
Hans Joachim Kaiser post@kaiser.lt

Dear Mr............,
Appologize for English reply to your German letter.
We are so sorry to hear about so pitty misfortune happend during your journey to Lithuania. We comprehend that such actions agains foreigners neither don`t contribute to the creating of positive image of our country and do not assists for expanding of tourism in Lithaunia.
Lithuanian Government and the Ministry of Intenior Affairs are informed about such facts and some preservatives of pevention of crime are creating and applied into reality. But we know that in the reason of difficult economical situation (as you`ve seen) some impovements occure idle or required too much investition that was thought before.
We regret for such Lithuanians, which we would like disapeared. But how to recieve that?
Yours letter was forwarded to Klaipeda Municipality and Klaipeda TiC. Should you need any help in the future concerning car insurance or information about Lithuania , do not hesitate contact us again.
Sincerely Yours
Rita Navalinskiene
Lithuanian State Department of Tourism

Das folgende Dokument wurde mir von der litauischen Botschaft zugesandt, es enthält auch eine russische Version:
Did You know that?
About 4.000 vehicles are stolen every year in Lithuania.
It is supposed that vehicle thefts make more than 11% of all reported crimes.
About 40% of stolen vehicles are never returned to their owners. Older cars are stolen more often than new ones.
To avoid thefts of your cars and things which are there, please take care of the safety of your cars.
Close the windows and sunroof, lock the doors and activate all security systems before leaving the car without any care.
Park carefully, especially at night or leaving for longer time. If possible, park in crowded places, in a good light.
Never leave cash, credit cards, cheque book, mobile phones, car documents or other values inside a car. If there is no other choice, make sure they are well hidden before the travel as thieves may observe you parking.
While driving, try to avoid stops wayside where traffic intensity is low. Plan stops in settlements or wayside petrol stations.
Try to travel in the lights. Plan a rest at hotels, leave a car in guarded parking places.
Do not take travellers hitchhiking waysides.
If anybody from other cars shows you that it is something wrong with your car, do not stop it immediately but try to reach the nearest settlement or petrol station where you could examine a technical status of your car.

Dank an Herrn Heinze, er hatte die Idee, die Reiseerfahrungen zu einem Bericht zusammen zu stellen.